Pferdezucht zur FleischerzeugungAufzucht, Mast und Fleischleistung |
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Rassen |
Mast von Fohlen und Jungpferden:Wir wollen im folgenden zeigen, in welcher Zeit Fohlen heranwachsen, ein bestimmtes Gewicht erreichen und damit eine entsprechende Menge an Fleisch produzieren können. Unter "Fleischertrag" ist dabei die Masse des Schlachtkörpers zu verstehen (einschlielich Knochen, Fett usw.). Bis zu welchem Alter die Tiere gemästet werden, hängt neben dem reinen Schlachtgewicht von den jeweils vorhandenen Haltungsbedingungen (Futterangebot, Fläche, Stall usw.), aber auch von der saisonbedingten oder qualitätsabhängigen Nachfrage an Pferdefleisch ab.Die Angaben stammen aus verschiedenen Quellen, wobei sich die einzelnen Modelle der Pferdemast durch die eingesetzten Rassen), die ökonomischen Rahmenbedingungen, die Fütterung sowie die Dauer der Mastzeit unterscheiden. Allgemein werden die Tiere häufig in kleinen Gruppen artgerecht gehalten (Beispiel: Beweidung von Hochflächen im Gebirge, die für Rinder weniger geeignet sind). |
Zuchtstute
Kaltblut |
Lebendmasse:
Nutzungsdauer: Nebenprodukte: Schlachtreife: Fleischertrag: |
650..800 Kg (je nach Rasse)
4..8 Jahre Stutenmilch, Arbeitsleistung [20] mit 7..11 Jahren 455..630 Kg Sehr häufig werden für die Pferdemast schwere Rassen eingesetzt, da die Fohlen gute Futterverwerter sind und schnell an Gewicht zunehmen. Zudem zeichnen sich diese Rassen durch einen hohen Fleischanteil (bis zu 70% Schlachtausbeute) sowie ein günstiges Fleisch-Knochen-Verhältnis aus. |
Saugfohlen
4 Monate |
Aufzuchtgewicht:
Haltung: Fütterung: Zunahme Lebendgewicht: |
180..220 Kg
bei Mutterstute, viel Bewegung - ggf. im Herdenverband Milch der Stute, zusätzlich Grünfutteraufnahme [19] 800 bis 1.500 g / Tag (je nach Rasse und Haltungsform) [17] 1.300 g / Tag (Beispiel Kaltblutfohlen in Ungarn) [19] |
Absatzfohlen
6 Monate |
Schlachtgewicht:
Fleischertrag: |
250..310 Kg (je nach Rasse) [19]
175..220 Kg In [22] wird ausgeführt, dass Schlachtfohlenproduktion bei kurzen Mastzeiten am rentabelsten ist. Die Fohlen werden dabei auf der Sommerweide aufgezogen und im Herbst der Schlachtung zugeführt. Die bei einer längeren Haltung entstehenden zusätzlichen Kosten für Winterqartier (einschließlich Zufutter) sowie die Kastration von Hengsfohlen können somit eingespart werden. Die Mast von Fohlen bis zu diesem Alter ist wohl die in Mitteleuropa am häufigsten anzutreffende Form einer gezielten Pferdefleischerzeugung. Allerdings führt diese Form der Schlachttiererzeugung zu einer "Hauptabsatzzeit" schlachtreifer Fohlen und Pferde im Herbst. Da nach dem Ende der Weidesaison (etwa ab ende September bis in den November) auch viele "Altpferde" den Weg in die Schlachtbetriebe gehen, ergeben sich mitunter geringere Aufkaufpreise. Von der EU werden in manchen Regionen landwirtschaftliche Betriebe gefördert, wenn sie auch außerhalb dieser Zeiten Mastfohlen bereitstellen. [24] |
Mastfohlen
18 Monate |
Schlachtgewicht:
Fleischertrag: Fütterung: |
400..450 Kg (je nach Rasse) [20]
280..315 Kg Weidegang mit zusätzlichem Kraftfutter [20] Zur Erzeugung von 10 bis 18 Monate alten Mastfohlen gibt es verschiedene Angaben. In Italien werden beispielsweise Fohlen bis zu einem Alter von 14 Monaten gemästet, wobei auch Stallhaltung betrieben wird. [29] |
Mastpferd
24 Monate |
Schlachtgewicht:
Fleischertrag: |
650..800 Kg (je nach Rasse)
455..560 Kg Entsprechend der "Lebendbewertung für Schlachttiere" werden zur Schlachtung vorgesehene Jungpferde bis zum vollendenten 2. Lebensjahr noch als "Fohlen" bezeichnet. [21] Da die Muskulatur in diesem Alter bereits weitestgehend ausgebildet ist, werden die Tiere in der Regel nicht weiter ausgemästet. Die weitere Haltung ist meist mit der Planung einer anderweitigen Nutzung (z.B. als Zuchttier) verbunden. |
Mastpferd
36 Monate und älter |
Schlachtgewicht:
Fleischertrag: |
800..950 Kg (je nach Rasse)
630..710 Kg In diesem Alter ist das Muskelgewebe voll entwickelt, die Tiere erreichen damit eine maximale Fleischleistung. Da der ökonomische Ertrag den Aufwand für eine so lange Aufzucht jedoch nicht rechtfertigt, ist die Haltung dieser Tiere meist mit anderen Nutzungsabsichten kombiniert. So werden beispielsweise Zuchtstuten, welche nach erster oder zweiter Bedeckung nicht aufnehmen (nicht trächtig werden), oft der Schlachtung zugeführt. Gleiches erfolgt mit "überzähligen" Junghengsten bzw. Nutzpferden, welche das Zuchtziel nicht erreichen oder keinen Absatz finden. In manchen Gegenden (Frankreich) betreibt man die Mast bis zu diesem Alter allerdings aus Gründen der besonderen Fleischqualität. Gemästete Kaltplutpferde können ein Schlachtgewicht von über 1000 kg erreichen. Sie gehören damit zu den schwersten domestizierten Fleischlieferanten der Welt. |
Sekundäre Fleischnutzung:Die Fleischerzeugung wird als sekundär bezeichnet, wenn die Pferde vor der Schlachtung in anderer Weise (Arbeit, Zucht) genutzt worden sind. Wir wollen hier auch auf diese Form eingehen, da der größte Teil des in Deutschland erzeugten Pferdefleisches aus dieser Art der Pferdenutzung stammt.Allerdings ist die Frage, wann ein Pferd schlachtreif ist, hier noch schwieriger zu beantworten. Neben dem rein körperlichen Zustand der Tiere, spielen hier ökonomische und auch emotionale Aspekte eine große Rolle. Die Nutzungsdauer von Arbeitspferden in der Land- und Forstwirtschaft beträgt etwa 10 Jahre (Schlachtung mit 13..15 Jahren), wobei es aber erhebliche Unterschiede aufgrund der Arbeitsbelastung gibt. Diese ist heute meist wesentlich geringer als früher. Zudem ist heute auch der Einsatz von Pferden in der Landwirtschaft oft mit freizeitlichen Interessen (Interesse an Arbeit mit Pferden) verbunden, so dass die Tiere ein wesentlich höheres Alter erreichen können. Die größte Zahl der in Deutschland anfallenden Schlachtpferde stammt aus dem Sport- und Freizeitbereich. Das Durchschnittsalter liegt etwa bei 10 Jahren (Zahl von 1997). Insbesondere im privaten Freizeitbereich haben viele Besitzer eine sehr enge Bindung zu ihren Tieren und gewähren ihnen einen verdienten Ruhestand. Nach [28] können Pferde allerdings auch im höheren Alter noch gutes Fleisch liefern. Auch ältere Pferde können nach Erreichen der Nutzungsgrenze für einen höheren Schlachtertrag gemästet werden. Geeignetes Mastfutter ist beispielsweise Quetschgerste in Verbindung mit Rauhfutter und Weidegang. Die Mast alter Pferde ist jedoch in der Regel ökonomisch nicht lohnend. Aufgrund der geringen Nachfrage an Pferdefleisch ergibt sich aber mitunter eine Zeitspanne vom Ankauf der Tiere bis zur Schlachtung, welche zur Erhöhung des Schlachtgewichts genutzt werden kann. |
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In Berlin soll es gegen Ende des 19. Jahrhunderts neben zahlreichen Rossschlächtereien sogar 2 Mastbetriebe für Altpferde gegeben haben. Der 1881 eröffnete zentrale Vieh- und Schlachthof an der Landsberger Allee hatte eine gesonderte Schlachthalle für Kleinvieh und Pferde. Zu dieser Zeit lag allein in Berlin die Zahl der pro Jahr geschlachteten Pferde bei weit über 1000. Das Bild rechts zeigt ein ehemaliges Droschkenpferd, das gemeinsam mit Kühen zur Mast aufgestellt ist (Szene um das Jahr 1890, anläßlich einer Ausstellung nachgestellt). |
höchste Qualität
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Als Pferdefleisch höchster Qalität gilt das Fleisch von Fohlen und Jungpferden. Fohlen erzielen daher die höchsten Schlachtpreise
(je kg Lebendgewicht) und sind auf dem Schlachtpferdemarkt sehr begehrt. Eine kurze Übersicht über Aufzuchtgrad,
Schlachtgewicht und Fleischertrag bei Fohlen und Jungpferden haben wir oben unter "Mast von Jungpferden" zusammengestellt.
Es ist allerdings zu beachten, dass die meisten in Deutschland gehandelten Schlachtfohlen weder direkt für diesen Zweck erzeugt noch speziell gemästet wurden. Die Nutzung des Fohlenfleisches ist hier in sofern sekundär, da die Aufzucht mit dem Ziel erfolgte, Nutz- bzw. Zuchtpferde zu erzeugen. Die züchterische Bearbeitung einer Nutztierrasse erfordert es immer, eine recht große Anzahl von Jungtieren zu erzeugen, aus welcher dann diejenigen ausgewählt werden, die dem Zuchtziel am meisten entsprechen. In der Pferdezucht-Literatur sind hierzu verschiedene, wissenschaftlich ausgearbeitete Selektionsmodelle zu finden [23]. Insbesondere Hengstfohlen werden dabei oft der Schlachtung zugeführt wenn für sie kein anderweitiger Absatz gefunden werden kann. Auch wenn es hier moralische Bedenken geben sollte, trägt die Verwertung des Fohlenfleisches dazu bei, eine gezielte Pferdezucht ökonomisch zu sichern. |
vollfleischiges Warmblut
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In diese Kategorie fällt wohl der größte Anteil der in Deutschland geschlachteten bzw. zur Schlachtung
exportierten Pferde. Es sind zumeist Tiere, die bis zum "Erreichen der Nutzungsgrenze" [31] als Sport- und
Freizeitpferde gehalten wurden. Sie weisen oft einen sehr guten Fütterungs- und Haltungszustand auf. Aufgrund
der hohen Bewegungsintensität der Warmblutrassen sind sie gut bemuskelt und liefern qualitativ sehr hochwertiges,
festes Fleisch mit geringem Fettanteil.
Auf dem Schlachtpferdemarkt erzielen gut bemuskelte Warmblüter daher relativ hohe Preise je Kg Lebendgewicht. |
vollfleischiges Kaltblut
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Nach Aussage einiger Pferdemetzger liefern Kaltblüter ein etwas schwammiges Fleisch, welches
dessen der Warmblüter in der Qualität ein wenig nachsteht. Dies könnte mit der geringeren
Bewegungsintensität bei gleichzeitiger hoher physischer Arbeitsleistung bei Kaltblutrassen
erklärt werden (veränderte Struktur der Muskelfasern).
Andererseits weisen Kaltblutrassen meist ein sehr günstiges Fleisch/Knochen-Verhältnis auf und liefern schwere Schlachtkörper mit hohem Fleischertrag [14]. Zudem sind Kaltblutfohlen sehr schnellwüchsig und gute Futterverwerter. Sie bieten damit gute Voraussetzungen, um eine "Mast von Jungpferden" ökonomisch zu betreiben. So werden die meisten uns in Europa bekannten Experimente zur Fleischpferdehaltung (Schweiz, Ungarn, Frankreich) unter Nutzung schwerer Rassen betrieben. In Deutschland fallen Kaltblut-Schlachtpferde in geringem Maße aus ehemaligen Arbeitstieren in Land- und Forstwirtschaft an. Die Dauer der Arbeitsnutzung beträgt etwa 10 Jahre. Einige Halter von Kaltblütern erzeugen Schlachtfohlen als ökonomischer Nebenerwerb bei Nutzung der Stuten als Arbeitspferde. Es ist zu beachten, dass diese Nutzungsform insbesondere zur Erhaltung der Kaltblutrassen beiträgt. |
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geringfleischige Pferde
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Hierunter fallen Tiere mit einem ungünstigen Fleisch/Knochen-Verhältnis. Diese Tiere erzielen niedrigere
Schlachtpreise, da sie im Verhältnis zur Lebendmasse einen wesentlich geringeren Fleischertrag liefern.
Die Ursache kann in der Rasse begründet sein, im hohen Alter der Tiere, aber auch in schlechter Fütterung
oder nicht artgerechter Haltung.
Unabhängig von der geringeren Schlachtausbeute können geringfleischige bzw. leichte Tiere dennoch eine sehr hohe Fleischqualität liefern. In einigen Gegenden werden leichte Rassen sogar speziell wegen der Qualität ihres Fleisches gezüchtet (Kob-Normandie / Frankreich, Catrina-Pferd und Baradigiano / Italien). Es gibt Aussagen, wonach die Qualität des Pferdefleisches relativ unabhängig vom Alter der Schlachttiere ist, so dass auch geringfleischige, alte Tiere noch gutes Fleisch liefern (Zitat: "je älter das Pferd, desto besser das Fleisch" [28]). |
Geschlechtstyp
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Die geschlechtsbedingten Unterschiede bei der Bewertung von Schlachtpferden sind gering, bei Vergleichbarkeit von Rasse, Alter und Ernährungszustand aber dennoch feststellbar. Männliche Tiere weisen eine kompaktere Bemuskelung auf als weibliche und erbringen damit eine größere Masse an Fleisch. Nach [28] liefern Stuten jedoch eine höhere Fleischqualität (zartere Konsistenz), gefolgt von Wallachen und Hengsten. Bei vergleichbarem Rassetyp, Alter und Ernährungszustand bringen Stuten weniger Gewicht, jedoch zarteres Fleisch. |
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'Pferdemast - Aufzucht und Fleischleistung' von Jan Schwanke steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.